Wer auffällige Fehlzeiten erkennt, sollte mit Sensibilität, Systematik und Sachlichkeit vorgehen. Es geht nicht darum, Mitarbeitende zu kontrollieren oder zu verurteilen, sondern darum, Ursachen zu verstehen und Lösungen zu entwickeln.
Oft wissen Beschäftigte gar nicht, dass ihre Fehlzeiten bereits auffällig sind – oder sie unterschätzen deren Bedeutung. Manche, die regelmäßig kurzzeitig fehlen, wissen es durchaus, verdrängen aber die wirtschaftlichen Folgen. Was den meisten Mitarbeitenden jedoch völlig unbekannt ist:
Ein dauerhaft hoher Krankenstand kann die wirtschaftliche Stabilität eines Unternehmens massiv beeinträchtigen – mit deutlich gravierenderen Effekten als viele andere Kostenfaktoren.
Gerade in Zeiten hoher Energiepreise wird häufig über Strom- oder Gaspreise diskutiert, während die Kosten krankheitsbedingter Fehlzeiten oftmals stillschweigend hingenommen werden. Dabei sind diese steuerbar, beeinflussbar und damit ein echter Stellfaktor, um die Wirtschaftlichkeit eines Unternehmens aktiv zu verbessern.
Während Energiekosten durch Marktmechanismen und Regularien begrenzt beeinflussbar sind, können Unternehmen auf Fehlzeiten gezielt einwirken – mit klaren Strukturen, Führung und einem professionellen Krankenstandsmanagement.
Mitarbeitergespräche – verstehen statt verurteilen
Gespräche über Fehlzeiten gehören zu den sensibelsten Führungsaufgaben. Sie erfordern Feingefühl, Klarheit und echtes Interesse am Menschen.
Wertschätzend und sachlich führen
Ein ruhiger, respektvoller Ton ist entscheidend. Wer mit Druck oder Vorwürfen agiert, löst sofort Abwehrhaltungen und innere Blockaden aus.
Vertrauen schaffen
Mitarbeitende gehen in solche Gespräche oft mit einer gewissen Distanz oder Resistenz, da sie sich mit einem unangenehmen Thema konfrontiert sehen. Eine Gesprächsführung auf Augenhöhe, frei von Unterstellungen, öffnet den Raum für ehrliche Kommunikation.
Ursachen erfragen
Wiederkehrende Fehlzeiten können vielfältige Hintergründe haben – von Arbeitsbelastungen über Konflikte im Team, gesundheitliche Einschränkungen oder private Belastungen bis hin zu motivationalen Faktoren.
Transparenz über Auswirkungen
Wenn Mitarbeitende verstehen, wie stark ihre Fehlzeiten das Team, die Abläufe und die Wirtschaftlichkeit beeinflussen, entsteht häufig ein neues Bewusstsein für Verantwortung.
Ein respektvoll geführtes Gespräch kann den Unterschied machen: zwischen Ablehnung und Mitwirkung, zwischen Abwehr und Einsicht. Und es verhindert, dass sich negative Kommunikation in der Belegschaft ausbreitet – denn Gespräche über wahrgenommene Ungerechtigkeit oder Druck verbreiten sich im Unternehmen meist schnell.
Präventive Maßnahmen – vom Reden ins Handeln kommen
Ein wirksames Fehlzeitenmanagement endet nicht beim Gespräch. Es braucht eine strukturierte, präventive Systematik, die auf drei zentralen Säulen basiert:
1. Betriebliche Gesundheitsförderung (BGF)
Maßnahmen zur Ergonomie, Bewegung, Ernährung und psychischen Gesundheit.
2. Arbeitssicherheit (ASA)
Prävention von körperlichen und psychischen Belastungen, sicherheitsgerechte Arbeitsgestaltung.
3. Betriebliches Eingliederungsmanagement (BEM)
Unterstützung und Begleitung von Mitarbeitenden nach längerer Krankheit.
Diese drei Elemente bilden das Fundament des Betrieblichen Gesundheitsmanagements (BGM).
Doch erst in Kombination mit dem Betrieblichen Krankenmanagement (BKM) entsteht ein vollständiges System:
Während das BGM die Gesundheit stärkt, sorgt das BKM für eine gezielte Analyse und Reduktion von Krankheit.
Nur das Zusammenspiel beider Ansätze – also Gesundheit fördern und Krankheit aktiv managen – führt langfristig zu stabilen Strukturen, gesunden Mitarbeitenden und wirtschaftlicher Entlastung.
Unternehmen, die dieses Zusammenspiel vernachlässigen, riskieren eine schleichende Verschlechterung ihrer Situation – oft unbemerkt, bis die Belastung messbar wird.
Ein professionelles Fehlzeitenmanagement lebt von Daten, Dialog und Vertrauen. Nur wenn diese drei Faktoren zusammenwirken, kann ein Unternehmen den Krankenstand nachhaltig senken – nicht durch Kontrolle, sondern durch Klarheit, Struktur und Haltung.
Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) für Unternehmen
Ein effektives Fehlzeitenmanagement wirkt nur in Kombination mit einem starken Betrieblichen Gesundheitsmanagement (BGM). Während das Betriebliche Krankenmanagement (BKM) Krankheiten analysiert und reduziert, setzt das BGM auf Prävention: Arbeitssicherheit, betriebliche Gesundheitsförderung und Eingliederungsmanagement stärken die Mitarbeitenden, verhindern Belastungen und fördern langfristige Gesundheit. In Kombination bilden BGM und BKM ein ganzheitliches System, das Fehlzeiten senkt, Teams stabilisiert und die wirtschaftliche Sicherheit des Unternehmens sichert.