Hohe Krankenstände lassen sich nur nachhaltig senken, wenn Unternehmen gleichzeitig präventiv handeln, vorhandene Belastungen abbauen und auf konkrete Ursachen reagieren. Erfolgreiche Strategien kombinieren gesundheitsfördernde Maßnahmen, gezielte Analysen und eine Kultur der Wertschätzung. Dabei ergänzen sich Betriebliches Gesundheitsmanagement (BGM) und Betriebliches Krankenmanagement (BKM) ideal.
Betriebliches Gesundheitsmanagement
Das BGM konzentriert sich auf die Förderung der Gesundheit und Leistungsfähigkeit der Mitarbeitenden. Es umfasst präventive und gesundheitsfördernde Maßnahmen, die langfristig das Wohlbefinden steigern und Ausfallzeiten reduzieren:
Ergonomie am Arbeitsplatz
Anpassung von Möbeln, Arbeitsmitteln und Beleuchtung zur Vorbeugung von Haltungsschäden und Beschwerden
Bewegungs- und Präventionsprogramme
Angebote wie Rückenschulen, Yoga oder Pausengymnastik zur Förderung der körperlichen Fitness.
Gesundheitschecks und Vorsorgeuntersuchungen
Regelmäßige Untersuchungen zur Früherkennung von Erkrankungen.
Stressmanagement- und Resilienztrainings
Unterstützung beim Umgang mit Belastungssituationen und Förderung mentaler Stärke.
Ernährungskonzepte und gesunde Kantinenangebote
Gesunde Mahlzeiten, Ernährungskurse oder Obsttage im Unternehmen.
Angebote zur mentalen Gesundheit
Coaching, psychologische Beratung oder Online-Selbsthilfeprogramme.
Betriebssport und Fitnesszuschüsse
Förderung aktiver Bewegung im Berufs- und Privatleben.
Impfaktionen und saisonale Gesundheitskampagnen
Vorbeugung von Grippewellen und saisonalen Erkrankungen
Analyse und Optimierung von Belastungsbereichen
Identifikation besonders beanspruchter Arbeitsplätze und gezielte Entlastung.
Führung & Kommunikation
Führungskräfte haben entscheidenden Einfluss auf Motivation, Gesundheit und Anwesenheit ihrer Teams. Eine klare, wertschätzende und präventive Kommunikation senkt nicht nur Fehlzeiten, sondern steigert auch die Bindung:
Wertschätzende Führung
Anerkennung, Respekt und konstruktives Feedback stärken das Engagement
Frühwarnsysteme bei Überlastung
Erkennen von Warnsignalen wie steigender Fehlerquote oder sinkender Stimmung, bevor Erkrankungen entstehen.
Regelmäßige Mitarbeitergespräche
Fokus auf Gesundheit, Arbeitszufriedenheit und individuelle Unterstützung.
Schulungen für Führungskräfte
Kompetenzen im Umgang mit Krankenständen, BEM-Prozessen und Prävention.
Transparente Kommunikation
Offene Information zu Gesundheitsangeboten, Präventionsmaßnahmen und Unternehmenszielen.
Konfliktmanagement und Mediation
Frühzeitige Lösung von Spannungen im Team.
Vorbildfunktion
Führungskräfte leben gesunde Arbeitsweisen und eine ausgewogene Work-Life-Balance vor.
Betriebliches Gesundheitsmanagement
Während das Betriebliche Gesundheitsmanagement (BGM) vor allem darauf ausgerichtet ist, die Gesundheit der Mitarbeitenden zu fördern, konzentriert sich das Betriebliche Krankenmanagement (BKM) auf den anderen, oft vernachlässigten Aspekt: Krankheit zu erkennen, zu analysieren und gezielt zu reduzieren. In vielen Unternehmen wird fast ausschließlich über Gesundheit gesprochen – doch genauso wichtig ist es, Krankheit systematisch zu bekämpfen.
Dazu gehören:
Detaillierte Analysen und Auswertungen
Auf Basis von Kennzahlen, Mustern und Trends werden Ursachen für hohe Krankenstände identifiziert.
Gezielte Maßnahmenplanung
Ableitung von konkreten Interventionsstrategien statt allgemeiner „Gießkannenlösungen“.
Frühzeitiges Handeln
Erkennen von Risiken, bevor Langzeiterkrankungen, BEM-Fälle oder chronische Erkrankungen entstehen.
Integration digitaler Tools wie staffview
Automatisierte Auswertungen, Echtzeit-Kennzahlen und intuitive Dashboards, die Führungskräften und HR helfen, schnell fundierte Entscheidungen zu treffen
Abteilungs- und standortbezogene Steuerung
Maßnahmen dort umsetzen, wo der Handlungsbedarf am größten ist.
Das BKM liefert damit eine faktenbasierte Grundlage, um Krankenstände nachhaltig zu senken – und ergänzt das BGM um eine entscheidende, oft übersehene Komponente.

Motivation & Bindung
Mitarbeitende, die motiviert sind und sich mit ihrem Unternehmen verbunden fühlen, melden sich nachweislich seltener krank. Motivation und Bindung wirken in administrativen und in produktionsnahen Bereichen oft unterschiedlich – daher sollten Maßnahmen passgenau auf den jeweiligen Arbeitsalltag zugeschnitten sein.
Für administrative Bereiche:
Flexible Arbeitszeiten
Anpassbare Arbeitszeitmodelle erleichtern die Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben.
Homeoffice-Regelungen
Reduzierung von Ausfallrisiken, z. B. bei leichter Erkrankung oder Betreuungspflichten.
Beteiligung der Mitarbeitenden
Einbindung in Entscheidungsprozesse, z. B. über Projektgruppen oder Feedbackrunden.
Gesundheits- und Leistungsprämien
Anreize für gesunde Lebensweise oder besondere Leistungen im Job.
Individuelle Entwicklungs- und Weiterbildungsmöglichkeiten
Schulungen, Zertifikatsprogramme und interne Karrierepfade steigern Motivation und Fachkompetenz.
Anerkennungs- und Wertschätzungssysteme
Zielerreichungsprämien, Feedbackgespräche und interne Auszeichnungen.
Förderung der Teamkultur
Gemeinsame Mittagspausen, Teamevents und transparente interne Kommunikation.
Für Produktionsbereiche:
Schichtplangestaltung mit Mitspracherecht
Erhöht Planbarkeit und verringert Belastung durch ungünstige Schichtfolgen.
Verlässliche Pausenregelungen
Feste Erholungszeiten zur Reduzierung körperlicher Belastung.
Angebote zur körperlichen Entlastung
Technische Hilfsmittel, ergonomische Werkzeuge und Rotationssysteme für abwechslungsreiche Tätigkeiten.
Anerkennung von Leistung
Lob vor Ort, Bonusmodelle oder kleine Prämien für Team- oder Zielerreichung.
Weiterbildungsmöglichkeiten
Schulungen zu neuen Maschinen, Arbeitstechniken oder Sicherheitsstandards.
Teambildende Maßnahmen
Abteilungsübergreifende Projekte oder gemeinsame Aktivitäten außerhalb der Schicht.
Unterstützung bei Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben
z. B. flexible Schichttausch-Optionen, Kinderbetreuungsangebote oder Hilfe bei Pflegeverpflichtungen.
Verbesserungsvorschlagswesen
Strukturiertes Einreichen und Umsetzen von Ideen der Mitarbeitenden zur Optimierung von Prozessen, Qualität und Arbeitsbedingungen.
Viele dieser Maßnahmen wirken bereichsübergreifend – Ansätze aus der Produktion können auch im administrativen Umfeld greifen und umgekehrt. Entscheidend ist die bedarfsgerechte Anpassung an den jeweiligen Arbeitsbereich.
Wirtschaftliche und organisatorische Folgen
Ein dauerhaft hoher Krankenstand ist mehr als nur eine Zahl in der Statistik – er beeinträchtigt die Gesundheit der Mitarbeitenden, schwächt die Produktivität und kann erhebliche finanzielle Belastungen für Unternehmen nach sich ziehen. Neben den offensichtlichen Kosten durch Lohnfortzahlung entstehen oft indirekte Schäden, die auf den ersten Blick kaum sichtbar sind: Produktionsausfälle, Überlastung der gesunden Mitarbeitenden, steigende Fehlerquoten oder verzögerte Liefertermine.
Selbst kleine Verbesserungen zeigen große Wirkung: Schon eine Reduzierung des Krankenstands um nur 1 % kann für ein mittelgroßes Unternehmen sechsstellige Einsparungen und hunderte zusätzliche Arbeitstage bedeuten.