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Krankheit vs. ArbeitsUNfähigkeit

Selten spreche ich mit Unternehmern oder Personalern, die keine Herausforderungen im Umgang mit dem Thema Arbeitsunfähigkeit im Unternehmen haben. In regelmäßigen Abständen werden Berichte veröffentlicht, meist von Krankenkassen oder auf diesen Daten basierend, die diese Herausforderungen deutlich widerspiegeln. Aber was genau bedeutet Krank oder Arbeitsunfähig und darf man Krank oder Arbeitsunfähig arbeiten? Diese und andere Fragen beantworten wir in diesem Beitrag.

Krankheit vs. ArbeitsUNfähigkeit: Klare Unterschiede

Über die Begrifflichkeiten “Krank” und “ArbeitsUNfähig” wird viel gesprochen, und oft werden die Unterschiede zwischen diesen beiden Begriffen vernachlässigt. Dabei gibt es enorme Unterschiede.

Krankheit: Abweichung vom Normalzustand

Der Begriff “Krankheit” beschreibt im Allgemeinen eine Abweichung vom normalen physischen oder psychischen Zustand eines Organismus, die zu Störungen oder Beeinträchtigungen der normalen körperlichen oder psychischen Funktion führt. In der Literatur findet man eine Vielzahl an Ansichten zum Begriff Krankheit, eine ausführliche Beschreibung liefert die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung. Kurz gesagt, die oben genannte Definition fasst es knapp, verständlich und korrekt zusammen. Eine ausführliche philosophische Abhandlung über den Begriff ersparen wir uns hier.

ArbeitsUNfähigkeit: Gesundheitliche Beeinträchtigung die eine Arbeitsausführung unmöglich macht

Der Begriff “ArbeitsUNfähigkeit” ist für uns Unternehmer und Führungskräfte besonders relevant, da wir hier direkten Einfluss nehmen können und Unternehmen unter diesem Punkt mehr leiden, als man vermuten mag. Arbeitsunfähigkeit beschreibt den Zustand, in dem eine Person aufgrund von Krankheit, Verletzung oder anderer gesundheitlicher Beeinträchtigungen nicht in der Lage ist, ihre beruflichen oder arbeitsbezogenen Aufgaben zu erfüllen. Eine ärztliche Bescheinigung ist zur Bestätigung notwendig und führt zu Ansprüchen auf Entgeltfortzahlung sowie anderen Versicherungsleistungen, die die Unternehmen in den ersten sechs Wochen einer Krankheit tragen müssen.

Das Thema ArbeitsUNfähigkeit und Betriebliches KRANKENmanagement ist in vielen Unternehmen jedoch sehr undurchsichtig beziehungsweise wird als gegeben hingenommen.

Hier setzen wir als staff an. Das Erste, was ein Unternehmen wissen sollte, ist, ob es überhaupt ein Problem mit dem Thema ArbeitsUNfähigkeit im eigenen Unternehmen gibt. Falls das nicht der Fall ist, herzlichen Glückwunsch! Falls es der Fall ist, helfen wir Ihnen auf den richtigen Weg. Nun wird es knifflig. Was ist eine akzeptable ArbeitsUNfähigkeit? Gibt es die? Und noch interessanter, kennen Sie die Details Ihrer Situation und können sie richtig einschätzen? Sind die Zahlen der Krankenkassen oder des Gesundheitsministeriums der Benchmark, an dem man sich orientieren sollte? Kennen Sie die Potenziale, die Sie durch richtige Ansätze heben können? Auch hierzu werden wir in den nächsten Beiträgen weitere Einblicke geben.

Unterscheidung der Begriffe: Klarheit schaffen

Betrachtet man diese Begriffe genauer, ergibt sich eine klare Unterscheidung zwischen ihnen. Jemand, der krank ist, ist nicht zwangsläufig arbeitsunfähig. Die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung attestiert dem betroffenen Mitarbeiter, dass er für einen vom Arzt definierten Zeitraum mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht in der Lage sein wird, seine arbeitsvertraglichen Aufgaben zu erfüllen.

Das bedeutet, dass jemand, der krank ist, aber keine Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung hat, trotzdem seiner Arbeitsleistung nachkommen kann. Ansonsten müsste man annehmen, dass jeder Mensch mit einer Behinderung oder chronischen Erkrankung auch automatisch arbeitsunfähig ist, was zum Glück nichtzutreffend ist.

Natürlich haben Sie als Arbeitgeber hier die Fürsorgepflicht, zum einen für den betroffenen Mitarbeiter, aber auch für den Rest der Belegschaft, die abhängig von der Erkrankung des Mitarbeiters in Mitleidenschaft gezogen werden könnten. Auch wenn der Mitarbeiter höchst motiviert und zuverlässig ist, sollten Sie in Fällen, in denen ein Mitarbeiter seinen gesundheitlichen Zustand verschlechtern könnte, oder eine Gefahr für andere darstellt, ihn auffordern einen Arzt zu konsultieren.

Arbeitsaufnahme oder Gesundschreibung

Eine Krankschreibung bedeutet nicht automatisch ein Arbeitsverbot, sie muss eher als Empfehlung des Arztes verstanden werden. Wer sich schneller wieder fit fühlt als die Arbeitsunfähigkeitsbescheinigung vorgibt, darf durchaus zur Arbeit gehen. Hierfür ist keine “Gesundschreibung” vom Arzt erforderlich, wie vielleicht einige denken. Allerdings spielt die Motivation jedes einzelnen eine entscheidende Rolle, die Sie als Arbeitgeber gut beeinflussen können. Wenn sich ein Mitarbeiter bei seinem Arbeitgeber und in seiner Aufgabe wohlfühlt, wird er im Falle einer frühzeitigen Genesung auch die Arbeit früher wieder aufnehmen, oder zumindest die Rücksprache suchen. Ist das nicht der Fall, wird er seinem Attest folgen oder dieses verlängern. Die Frage nach dem Versicherungsschutz ist ebenfalls häufig entscheidend dafür, ob die Tätigkeit vorzeitig wieder aufgenommen werden kann. Wenn jemand trotz bestehender Arbeitsunfähigkeit wieder arbeitet, besteht vollständiger Versicherungsschutz. Dieser Punkt ist häufig Arbeitnehmern, Führungskräften aber auch Personalern nicht bekannt.

Ärzte und Arbeitsmediziner: Herausforderungen und Chancen

Sehr häufig werden Arbeitsunfähigkeiten von Medizinern, die keine Arbeitsmediziner sind, attestiert. Allgemeinärzte kennen das Arbeitsumfeld oder die Arbeitsumgebung selten. Im Gegensatz dazu stehen Arbeitsmediziner den Unternehmen beratend zur Seite, kennen die Tätigkeitsbereiche und unterstützen in spezifischen Fällen. Die Frage, ob Mediziner, die keine Arbeitsmediziner sind, die arbeitsbezogenen Aufgaben von Patienten richtig einschätzen können und somit deren Arbeitsunfähigkeit korrekt beurteilen, bleibt offen, obwohl sie es nach den Arbeitsunfähigkeitsrichtlinien können müssten.

Der Druck auf Ärzte ist enorm hoch, und viele Arztpraxen nehmen keine neuen Patienten mehr auf, da sie schlicht überladen sind. Facharzttermine sind teilweise mit Wochen oder Monaten Wartezeit verbunden. Diese Wartezeiten werden durch Krankschreibungen überbrückt, weil zum Teil keine konkreten Diagnosen vorliegen, sondern lediglich Beschwerden. Dies geht zu Lasten der Arbeitgeber, erhöht deren Kosten und kann im schlimmsten Fall die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen beeinträchtigen. Die Tatsache, dass die meisten Krankschreibungen von Allgemeinmedizinern und nicht von Arbeitsmedizinern oder Fachärzten ausgestellt werden, unterstützt die oben genannte Aussage.

Zahlen und Fakten: Arztbesuche und OECD-Daten

Zum Abschluss einige Zahlen, Daten Fakten (ZDF) die die angespannte Situation in Deutschland untermauern. Deutschland liegt weltweit unter den Top 5 Ländern in Bezug auf die Anzahl der Arztbesuche pro Jahr. Laut der OECD rangierte Deutschland 2020 auf dem dritten Platz in Europa mit durchschnittlich 9,5 Arztbesuchen pro Kopf pro Jahr, weit über dem EU-Durchschnitt von 5,7. Im Vergleich dazu liegt Schweden mit nur 2,2 Arztbesuchen auf dem letzten Platz in der europäischen Gruppe. Die Krankenstände in Deutschland liegen im weltweiten Vergleich an der Spitze, bei den weit unterdurchschnittlichen Arbeitszeiten pro Woche im internationalen Vergleich. Diesen und anderen Themen widmen wir uns in einem späteren Blog.  

Wenn Sie Fragen in Bezug auf krankheitsbedingte Abwesenheiten haben, schreiben Sie mir gerne. Oder besuchen Sie unsere Homepage und versuchen sich an unserem Kalkulator. https://staff-gruppe.de/kalkulator/

Sie werden feststellen, dass auch Sie was optimieren können.

Quelle:

Arbeitsunfähigkeits-Richtlinie: https://www.g-ba.de/richtlinien/2/

Anzahl Arztbesuche: https://www.praktischarzt.de/magazin/deutsche-haeufig-beim-arzt-und-in-ambulanz/

Barmer: Arbeiten trotz Krankschreibung: https://www.barmer.de/firmenkunden/gesund-arbeiten/gesundheit-im-beruf/trotz-krankschreibung-arbeiten-1056830

Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung: https://leitbegriffe.bzga.de/alphabetisches-verzeichnis/krankheit/

OECD – Health at a glance Europe 2022. Seite 55. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/248308/umfrage/anzahl-der-arztbesuche-pro-kopf-nach-laendern/

Statistisches Bundesamt. 2023. Wöchentliche Arbeitszeit in der EU. Quelle: https://www.destatis.de/Europa/DE/Thema/Bevoelkerung-Arbeit-Soziales/Arbeitsmarkt/Qualitaet-der-Arbeit/_dimension-3/01_woechentliche-arbeitszeitl.html#:~:text=Im%20EU%2DVergleich%20am%20l%C3%A4ngsten,von%2037%2C0%20Stunden%20lag.

Ralf Stahlberg

Dr. Ralf Stahlberg

Geschäftsführender Gesellschafter

Dr. Ralf Stahlberg ist Geschäftsführer der Staff GmbH und bringt über 30 Jahre Führungs- und Praxiserfahrung aus Industrie und Management mit – davon rund 15 Jahre als Werkleiter in einem international produzierenden Unternehmen. Seine berufliche Laufbahn führte ihn in zahlreiche Länder und in den direkten Austausch mit Personalverantwortlichen weltweit.
Dadurch verfügt er über ein tiefes Verständnis für internationale Unternehmenskulturen, Organisationsstrukturen und unterschiedliche Herangehensweisen an Fehlzeiten- und Gesundheitsmanagement.
Er vereint operative Erfahrung mit fundiertem Wissen aus Gesundheitsmanagement, Produktionsstrukturen, Qualitätswesen, Arbeitssicherheit, Arbeitsorganisation, Ideenmanagement und kontinuierlichen Verbesserungsprozessen. Seine Promotion zum Thema krankheitsbedingte Abwesenheiten aus Sicht des Managements war der Ausgangspunkt einer bis heute andauernden Auseinandersetzung mit gesunder Führung, nachhaltiger Organisationsentwicklung und der Frage, wie Unternehmen ihre Fehlzeiten nachhaltig reduzieren können.
Heute berät er Unternehmen bei der Analyse, Bewertung und Optimierung ihrer Krankenstände – praxisnah, datenbasiert und mit Blick auf wirtschaftliche Wirksamkeit. Mit seiner Softwarelösung staffview verbindet er operative Erfahrung mit digitaler Intelligenz, um Führungskräften schnelle und fundierte Entscheidungen im Fehlzeitenmanagement zu ermöglichen.
Als Speaker – unter anderem auf der Zukunft Personal – und als Dozent an einer Hochschule vermittelt er, wie Führung, Organisation und Gesundheit ineinandergreifen, um Leistungsfähigkeit und Zufriedenheit zu sichern. Auf LinkedIn teilt er regelmäßig Einblicke in die Herausforderungen und Chancen moderner Personalarbeit.
Sein Ziel: Wettbewerbsfähigkeit sichern, Mitarbeiterzufriedenheit fördern und Führungskultur nachhaltig stärken.

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